Artists for Health: Aufatmen

Singen bei Long-Covid

Artists for Health: Aufatmen
© hao-wang-fotolia.com

von Conny Dollbaum-Paulsen
(letzte Ãœberarbeitung: 21. Januar 2024)

Long-Covid ist ein Riesenthema – es gibt so viele Menschen, die über Monate mit Atembeschwerden, enormer Erschöpfung und depressiven Verstimmungen zu tun haben, die nicht wieder in ihre Kraft kommen und verzweifeln. Eine Covid-Erkrankung kann ein Leben von Grund auf ändern – viele sind nicht arbeitsfähig, verlieren neben der Kraft ihre Lebensfreude. Es gibt mittlerweile natürlich klassisch-schulmedizinische Forschung zu Medikamenten und Therapieansätzen dazu, wunderbarerweise finden aber auch komplementär ausgerichtete Therapeut:innen erstaunliche Möglichkeiten der Therapie – eine davon ist das gemeinsame Singen.

Arts for Health aus Wien

Den ersten Impuls gaben Künstler:innen der Initiative Arts for Health, die seit den 1970iger Jahren immer wieder Projekte ins Leben bringen, die herkömmlich gedachte und gelebte Grenzen überschreiten – Grenzen, die wir normalerweise zwischen Krankheit und Gesundheit, Patient:in und Behandler:in, Schulmedizin und Komplementär-Medizin ziehen. In ihrer Selbstdarstellung schreiben sie dazu unter anderem:

Kunst und Kultur leisten einen wesentlichen und freudvollen Beitrag zu unserer Gesundheit und unserem Wohlbefinden. Die salutogenetische Wirkung von Kunst ist Teil unserer Kulturgeschichte. Seit Beginn dieses Jahrhunderts hat sich Arts for Health als Begriff für künstlerische Interventionen zur integrativen Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens etabliert...Arts for Health erhebt keinen Anspruch therapeutischen Charakter zu haben. Die Teilnehmenden agieren dabei aktiv als Künstler*innen (in the making) und treten damit aus dem passiven Patient*innen-Sein heraus.

Im Durchleben der Pandemie und betroffen von den hohen Zahlen von Post- und Long-Covid-Erkrankten war es naheliegend, ein Projekt zu starten, das wie wie gewohnt über die Tellerränder von Medizin, Psychotherapie und Kunst hinaus blicken wollte. Aktives Mitmachen unterstützen, selbstwirksames Handeln ermöglichen und fördern, dem eigenen Heilungsweg auf die erfahrbare Spur kommen – in diese Richtung sollte es auch hier gehen.

Aufatmen Austria

So entstand Aufatmen-Austria, an dem sich ein Team aus Ärzt:innen aus den Bereichen Pulmologie (Lungenfachkunde) und Neurorehabilitation, verschiedene Künstler:innen, Stimmcoaches, Betroffenen und PR-affine Botschafter:innen beteiligten. Entstanden ist ein Mitmach-Kurs, in dem gemeinsam gesungen wird. Aber es wird nicht einfach so gesungen, sondern erstens wissenschaftlich gut begleitet und zweitens verbunden mit dem Ziel, Beschwerden zu lindern. Das ist gelungen.

Die Studie zeigt signifikante Veränderungen bezogen auf

  • bessere Lebensqualität

  • weniger Symptome

  • mehr Wohlbefinden – Vertrauen in meinen Körper

Natürlich sind die einzelnen Faktoren wissenschaftlich einwandfrei herausgearbeitet. So sorgt das Singen immer für eine tiefere Atmung, diese führt automatisch zu einer besseren Belüftung der Lunge, was eine bessere Durchblutung zur Folge hat. So weit so klar. Zu diesem Ergebnis kam übrigens schon eine Studie aus dem Jahr 2017, die im Ärzteblatt veröffentlicht wurde: https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Singen-gegen-Lungenkrankheiten-308808.html. Nicht unwesentlich ist hierbei, dass Singen anders als das Ausführen schnöder Atemübungen, die das gleiche Ziel haben, nicht als anstrengend erfahren wird, sondern als Kraft gebend. Das erhöht die Chancen, regelmäßig zu üben sehr.

Gemeinsam singen ist mehr

Ebenso naheliegend, aber weniger gut erforscht ist in diesem Zusammenhang die Bedeutung des gemeinsamen Tuns – Singen macht Freude, gemeinsam Singen macht viel mehr Freude. Und wer sich am gemeinsamen Tun erfreut, ist, ganz banal, besser drauf, atmet tiefer, fühlt sich nicht nur seelisch sondern meist auch körperlich besser.

Gemeinsames Singen ist eine so unfassbar wirksame Medizin – erstaunlich, dass es sie nicht auf Rezept gibt.

Zwei Kurse: Aufatmen und weiteratmen

Online-Konferenz sei Dank spielt es keine Rolle, dass dieses Projekt aus Österreich ist – der Kurs kann online und in Präsenz gebucht werden. Es braucht keine Vorkenntnisse, keinerlei Singfähigkeit, kein bestimmtes Alter – einzig eine Covid-Diagnose muss vorliegen. Die Kosten von € 338,- für das 6-wöchige Live-Programm werden bisher von keiner Kasse erstattet – das Team bietet aber Nachlässe an, wenn ein Mitmachen an den Kosten scheitern würde. Der nächste Kurs startet am 28. Januar.

Alle Links zu AUFATMEN

Infos mit Erklärvideo, TN-Stimmen:
www.aufatmen-austria.eu

FAQ zum Programm:
www.aufatmen-austria.eu/faq

Wer sich erstmal einhören mag, kann mit einem Hörbeitrag über das Projekt beginnen:
deutschlandfunk.de/aufatmen-weiteratmen-singen-gegen-long-covid-neue-studie-aus-wien

Eine tolle Zusammenfassung und Projektbeschreibung findest Du unter:
www.derpragmaticus.com/r/long-covid-musiktherapie

Eine Fortführung des Projektes gab es unter dem Titel Weiteratmen im Herbst 2023, die Du unter
www.artsforhealthaustria.eu/weiteratmen findest. Aktuell sind hier keine neuen Termine ausgeschrieben.

 

 

 

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