Ich fühle nichts – Tränen zur inneren Heilung

Selbstliebe: alles fühlen

Ich fühle nichts – Tränen zur inneren Heilung
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von Gastbeitrag

Ein negativer Gedanke kommt auf und wir lenken uns ab. Wir greifen zum Handy, zum Buch, sprechen mit jemandem, räumen unsere Wohnung auf oder machen Sport. Noch nie war es so leicht, sich abzulenken. Noch nie waren die Möglichkeiten, nicht zu fühlen, so unbegrenzt.

Wir leben in einer Welt, die die Verdrängung negativer Emotionen propagiert. Doch wenn wir versäumen, unseren Schmerz zu spüren, zuzulassen und auszudrücken, hat das Folgen. Unverarbeitete Emotionen stauen sich an, was Körper und Geist krank machen kann.

Alle Gefühle fühlen

Heute ist es wichtiger denn je, die gesamte Bandbreite unserer Gefühle willkommen zu heißen, ohne sie vorschnell zu bewerten. Die Idee, bestimmte Emotionen als negativ zu kennzeichnen, hat dazu geführt, dass wir positive Gefühle überbewerten. Wir verspüren einen gewissen Druck von außen, stets optimistisch zu sein. Doch warum sollten wir vor unserer eigenen Dunkelheit zurückschrecken, wenn darin verborgene Schätze auf ihre Entdeckung warten?
Die bewusste Auseinandersetzung mit schmerzhaften Emotionen, insbesondere jenen, die als negativ betrachtet werden, ermöglicht eine tiefere Verbindung mit uns selbst. Statt unliebsame Gefühle zu verdrängen oder zu transzendieren, sollten wir sie als integralen Bestandteil akzeptieren. Indem wir das scheinbar Unwillkommene in unser Selbst einschließen, wird es nicht länger zu einem distanzierten, sondern zu einem zurückgewonnenen Teil von uns.

Dieser Teil braucht dich.

Emotionen sind wie die Farben auf der Palette unseres Lebens. Warum sollten wir uns auf nur wenige beschränken, wenn das volle Spektrum eine reichere Erfahrung ermöglicht? Die Fähigkeit, alle Gefühle zu fühlen, verleiht unserem Leben Tiefe, Authentizität und eine ganz eigene Magie.

Schmerz ins Fließen bringen

Wir wissen alle, dass der schmerzhafteste Teil des Weinens unmittelbar vor seinem Beginn liegt. Sobald die Tränen fließen und der Hals geöffnet ist, tut es weniger weh, es sei denn, wir kämpfen und verkrampfen uns gegen unsere zurückgehaltenen Tränen. Selbst wenn Wellen tieferen Schmerzes eintreffen, pulsiert der Schmerz mit weniger Blockaden als vor Beginn unseres Weinens. Es gibt Schmerz, aber es ist der Schmerz von zusammengezogenem Gewebe, das sich von dem Druck dessen, was durch uns hindurchfließen will, ausdehnt und streckt. Wenn wir uns nicht dagegen wehren, lässt der Schmerz schnell nach.

Dann ist da nur noch Entspannung.

Nicht alle Tränen sind gleich

Es ist wichtig zu verstehen, dass nicht alle Tränen gleich sind. Wissenschaftler unterscheiden zwischen Reflextränen, kontinuierlichen Tränen und emotionalen Tränen. Letztere, die während intensiver emotionaler Momente fließen, haben das Potenzial, Stresshormone und andere Toxine aus unserem System zu spülen. Dieser Prozess fördert die Freisetzung von Oxytocin und Endorphinen, was sowohl physische als auch emotionale Schmerzen lindert.

Praktische Übung

Sorge vor Beginn der Übung gut für dich. Weihe eventuell eine nahestehende Person ein und scheue dich nicht davor, um Hilfe zu bitten. Wenn die Übung dir guttut, lass sie zu einem Ritual werden.

Nimm einen Moment für dich an einem dir vertrauten Ort. Atme tief durch und schließe deine Augen. Lass uns gemeinsam eine Reise in deine Vergangenheit machen, zu einer Zeit, als du als Kind besonders traurig warst. Lass diese Erinnerung auf dich wirken, spüre ihre Details und tauche mit deinem ganzen Körper in sie ein. Wenn möglich, bringe deinen Körper in die Position von damals. Wie fühlt sich dein Herz an? Deine Kehle, dein Mund, dein Bauch und dein Rücken – alles hat seine eigene Geschichte.

Ist da etwas, das du sagen möchtest? Lass die Traurigkeit in dein Gesicht einfließen, die Augen geschlossen, ohne den Druck zu weinen. Wenn Tränen kommen, ist das in Ordnung. Wenn nicht, ist das genauso okay. Es geht nicht, um den Zwang zu weinen, sondern um die Erlaubnis, deine Emotionen zu spüren.

Erlaube deinen Tränen, zu kommen. Lass sie fließen, dich überschwemmen, wie eine Sturmflut. Lass sie dich schütteln und aufwecken. Erlaube deinem gesamten Körper zu weinen, zu schluchzen, zu wimmern. Senke dich unter jede Scham, die vielleicht hochkommt, wenn du so offen weinst.

Lass diese Reise in deine Gefühle ein Akt der Selbstliebe sein. Erlaube dir, zu fühlen, zu weinen und das volle Spektrum deiner Menschlichkeit zu umarmen. In der Offenheit für deine Gefühle liegt die Essenz deiner lebendigen Existenz.

Ein Artikel von Lillia Seifert

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