Gesunde Balance zwischen Aktivität und Gelassenheit

Faulheit versus Müßiggang

Gesunde Balance zwischen Aktivität und Gelassenheit
© Heilnetz

von Martina Seifert, Texterin, Lektorin, Yogalehrerin

Wie stehst Du zur Faulheit? Ist Faulheit für Dich reine Zeitverschwendung, ohne jeglichen Nutzen? Damit wärst Du nicht allein. Viele Menschen sind dieser Ansicht. Doch vielleicht ist es an der Zeit, die positiven und heilsamen Aspekte der Faulheit bzw. des Müßiggangs neu zu entdecken und zu kultivieren, - zu unserer aller Wohlbefinden?

Über den Dualismus von Aktivität und Faulheit wurde bereits in der Antike heiß diskutiert. Dabei kommt die Arbeit meist schlecht weg, während der Faulheit eine bedeutende Rolle für ein zufriedenes Leben zugesprochen wird. Heutzutage sind wir dagegen noch immer sehr stark von der "protestantischen Arbeitsethik" geprägt. Zeit ist Geld und Leistung soll sich lohnen, auch wenn die Arbeitenden größtenteils nicht davon profitieren. Es geht um reines Funktionieren, da ist Faulheit bzw. Müßiggang fehl am Platz.

Eine Frage der Begriffe

Fangen wir zunächst bei den Begriffen an. Faulheit bzw. Müßiggang werden häufig synonym verwendet. Sprachphilosophisch betrachtet zeigen sich allerdings feine Unterschiede. Während Faulheit oft negativ konnotiert ist und eine generelle Abneigung meint, produktiv oder aktiv zu sein, trägt der Begriff des Müßiggangs eine neutralere oder sogar positive Bedeutung.

Müßiggang – einfach mal nur sein

Mit Müßiggang (mittelhochdeutsch: müezec gân, müßig gehen, nichts tun; althochdeutsch: muozîg, Muße habend (Quelle: Wikipedia)) bezeichnen wir beispielsweise eine Zeit bewusster Untätigkeit, frei von Zwängen oder Pflichten, - einen Zustand des Innehaltens und der Gelassenheit, der Raum für Entspannung, Reflexion und Kreativität bietet. Müßiggang kann auch als eine Form der Selbstfürsorge betrachtet werden, die unser geistiges und emotionales Wohlbefinden stärkt. Es können neue Ideen und Perspektiven entstehen und unsere Lebensqualität wächst.

Faulheit – fehlendes Engagement

Als faul empfinden wir dagegen in der Regel ein Verhalten, dem es an Bereitschaft oder Engagement mangelt, um bestimmte Aufgaben zu erledigen oder auch Verantwortung zu übernehmen. Dieses Konzept geht meist mit der Vorstellung einher, dass es an Selbstdisziplin und Zielstrebigkeit fehlt, was negative Konsequenzen haben kann.

Der feine Unterschied zwischen Faulheit und Müßiggang liegt demnach in unseren Absichten und unserer inneren Haltung. Faulheit bezieht sich auf eine ablehnende Einstellung gegenüber produktiven Aktivitäten, während Müßiggang zunächst eine bewusste Entscheidung für Inaktivität und Entspannung meint.

Es ist wichtig, uns diesen Unterschied vor Augen zu halten, um eine ausgewogene Lebensführung zu ermöglichen. Faulheit kann uns davon abhalten, unser volles Potenzial zu leben, während Müßiggang uns dabei helfen kann, unsere Gesundheit, Kreativität und Lebensfreude zu fördern.

Einigen wir uns auf den Begriff des Müßiggangs. Doch welchen Stellenwert geben wir dem Müßiggang in unserem Leben? Permanent erreichbar, ständig aktiv, immer unterwegs, - so sieht der Alltag von uns meistens aus. Langfristig kann uns dieses Leben in Höchstgeschwindigkeit aber eine Vielzahl von gesundheitlichen Problemen bescheren – und das wissen die meisten von uns. Doch das moderne Leben verlangt, ständig in Bewegung bleiben, uns immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen. Wie halten wir diesem äußeren und inneren Druck stand, wider besseres Wissen ständig funktionieren zu müssen?

Stressabbau und Entschleunigung

Wenn wir uns bewusst Auszeiten gönnen und erlauben, in der Ruhe zu verweilen, können wir unseren Stresspegel reduzieren und Körper und Geist zur Ruhe bringen. Stress belastet unsere Gesundheit auf vielen Ebenen., während Entspannung und Entschleunigung entscheidend für die Erhaltung unseres psychischen und körperlichen Gleichgewichtes sind.

Kreativität und Ideenfindung

Müßiggang kann Raum für Kreativität schaffen. Wenn wir uns erlauben, unsere Gedanken einfach nur frei fließen zu lassen, öffnen wir uns für neue Ideen und innovative Lösungsansätze. Müßiggang kann somit eine Quelle der Inspiration sein und neue Perspektiven auf Probleme schaffen, die wir im stressigen Alltag oftmals übersehen.

Regeneration und körperliche Gesundheit

Unser Körper benötigt Ruhephasen, um sich von Anstrengungen zu erholen und zu regenerieren. Wenn Du Dir ausreichend Zeit für Müßiggang und Entspannung gönnst, förderst Du körperliche Heilungsprozesse, stärkt das Immunsystem und kannst Krankheiten vorbeugen.

Produktivität

Müßiggang kann auch unsere Produktivität fördern. Wenn wir nach einer Phase der Entspannung wieder aktiv werden, sind wir oft erfrischt und motivierter, uns unseren Aufgaben zu widmen. Indem wir uns die Freiheit gönnen, auch mal nichts zu tun, können wir effektiver arbeiten und ein Ausbrennen verhindern.

Soziale Beziehungen

Wie oft gönnst Du Dir, Zeit mit Freund*innen, Bekannten oder Deiner Familie zu verbringen? Wenn wir uns bewusst Zeit für nährende soziale Kontakte nehmen, können sich unsere zwischenmenschlichen Beziehungen vertiefen. Gemeinsam Zeit zu verbringen, ohne ein bestimmtes Ziel zu verfolgen, einfach nur zusammen-sein, schafft eine entspannte Atmosphäre, die es uns erleichtert, in echten Kontakt mit unserem Gegenüber zu gehen, aufmerksam zuzuhören und den Anderen/die Andere zu sehen, so wie er oder sie ist.

Müßiggang erweist sich demnach als eine wertvolle Quelle für Entspannung, Kreativität und Regeneration. Wir können uns wohler und glücklicher fühlen und unsere Gesundheit stärken, wenn wir uns erlauben, einfach mal in den Tag hineinzuleben. Alles ist eine Frage der Balance, des gesunden Gleichgewichtes zwischen Aktivität und Entspannung! Wir können die wohltuenden Effekte der Muße spüren, ohne unsere Ziele aus den Augen zu verlieren. Ein frischer Blick auf die Kunst des Müßiggangs und die Kultivierung von innerer Ruhe können geeignete Mittel für konstruktive Erneuerung sein, - nicht nur für uns selbst, sondern auch für unsere Gesellschaft.

Fazit

Faulheit und Müßiggang sind faszinierende Phänomene. Aus psychologischer Sicht bedarf es sicher einer genaueren Analyse der individuellen Motive und inneren Konflikte; ebenso aus medizinischer Perspektive. Philosophisch betrachtet offenbaren sie die grundlegenden Spannungen zwischen Aktivität und Gelassenheit in unserer menschlichen Existenz. Sie stehen in einem unmittelbaren Abhängigkeitsverhältnis und machen unser Leben aus.
Es ist wichtig zu erkennen, dass weder hinter dem Begriff der Faulheit noch dem des Müßiggangs ein einheitliches Konzept steckt, sondern beide Begriffe komplexe und vielschichtige Erscheinungen bezeichnen, die, wie alles, sich in jedem Individuum anders darstellen können. Ein umfassenderes Verständnis der Faulheit und des Müßiggangs sowie eigene Erfahrungen mit Entspannung, innerer Ruhe und Gelassenheit können uns dabei unterstützen, ein ausgewogenes, gesundes und zufriedene Leben zu führen.

Ein Artikel von Martina Seifert

Freie Autorin, Text, Lektorat

Hegede 6
33617 Bielefeld

www.martinaseifert.de

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